Chronische Wunden
Chronische Wunden
Langwierige Wunden stellen eine relevante Einschränkung der Lebensqualität dar. Die Ursachen chronischer Wunden können vielfältig sein, häufig liegen Sie im Bereich von Durchblutungsstörungen begründet. In diesem Fall sind in der Mehrzahl die Beine, insbesondere die Unterschenkel, Füsse oder Zehen betroffen.
Die Gründe von Durchblutungsstörungen können einerseits im arteriellen Bereich (vom Herzen kommend, sauerstoffreiches Blut) oder im venösen Blutsystem (zurück zum Herz führend, sauerstoffarmes Blut) liegen. Im seltenen Fällen liegen Mischformen beider Durchblutungsstörungen vor, diese nennt man dann gemischte Wunden oder gemischte Ulcera.
Bei den arteriellen Durchblutungsstörungen reicht der Sauerstoff, den das Blut im Körper verteilt, nicht mehr aus, um das Gewebe am Leben zu erhalten. Auch kleinere Verletzungen der Haut oder des Unterhautgewebes kommen aufgrund der fehlenden Durchblutung nicht mehr zur Abheilung, es entsteht eine dauerhafte Wunde, auch chronisches Ulkus genannt. Ursachen sind genetische Veranlagung, das Rauchen oder eine langjährige Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus).
Venöse Ulzera entstehen meist auf der Grundlage eines geschwächten venösen Systems, das es nicht mehr schafft, das Blut in ausreichendem Masse zurück zum Herzen zu transportieren. Insbesondere Patienten mit einer bekannten Venenschwäche (Krampfadern), Frauen nach Mehrfach-Schwangerschaften oder Patienten nach einer Beinvenenthrombose sind hiervon betroffen.
Chronische Wunden der Extremitäten (Beine oder Arme) bedürfen zwingend einer eingehenden Gefässuntersuchung, um mögliche Durchblutungsstörungen zu erkennen.
Sowohl bei arteriellen als auch venösen Durchblutungsstörungen eignet sich primär eine Gefäss-Ultraschalluntersuchung (Duplexsonographie). Bei einer unklaren Situation erfolgt eine weiterführende bildgebende Diagnostik mittels Computertomographie (CT) oder Kernspintomographie (MR).
Zur Behandlung chronischer arterieller Wunden bedarf es in der Regel einer invasiven Therapie, um die Durchblutung des geschädigten Gewebes wiederherzustellen.
Arterielle Durchblutungstörungen können entsprechend Ihrer Ursache folgendermassen behandelt werden:
- Endovaskuläre Therapie mittels Ballondilatation / Angioplastie (PTA)
Durch eine operative Freilegung des betroffenen Gefässes oder alternativ direkt durch die Haut wird die Engstelle mit einem Ballonkatheter beseitigt und ggf. ein Stent (Gitterdrahtgeflecht) als Gefässstütze eingesetzt.
- Femoralis-TEA: Ausschälplastik der Beinschlagader
Bei der Ausschälplastik im Bereich der Leistenarterien wird die Gefässengstelle operativ über einen kleinen Schnitt in der Leiste entfernt. Zusätzlich erfolgt eine Erweiterungsplastik (Patchplastik), die eine neue Engstellung in der Zukunft verhindert.
- Hybrid-Operation der Becken-Beingefässe
Bei der Behandlung von Aneurysmen der Brustschlagader kommt fast nur noch die endovaskuläre Therapie zum Einsatz. Wie beim Bauchaortenaneurysma wird über kleine Zugänge im Bereich der Leisten die Stentprothese eingebracht und im Körper entfaltet.
- Periphere Bypasschirurgie
Bei der peripheren Bypasschirurgie werden langstreckige Gefässengen oder auch Verschlüsse der Gefässe überbrückt (Bypass = Umleitung). Als Bypassmaterial werden in der Regel körpereigene Vene oder Kunststoff verwendet. Die Bypass-Operation kommt zur Anwendung, wenn ein endovaskuläres Verfahren aufgrund der Länge oder Art der Gefässveränderung nicht möglich ist. Je nach Lokalisation werden femoro-poplitale Bypässe (Leiste bis Knie) oder femoro-crurale Rekonstruktionen (Leiste bis Unterschenkel) durchgeführt.
Venöse Durchblutungsstörungen können entsprechend Ihrer Ursache folgendermassen behandelt werden:
- offene-klassische Operation (Crossektomie und Stripping)
Durch einen kleinen Schnitt in der Leiste bzw. in der Kniekehle wird die betroffene Krampfader jeweils von der tiefen Beinvene getrennt, anschliessend wird die Stammvene entfernt.
- minimal-invasive Methoden (endovenöse Radiofrequenzablation oder Laserablation)
Bei dieser schonenden Methode ist kein Schnitt notwendig, der Zugang erfolgt über eine kleine Nadel unter lokaler Betäubung. Mittels Hitze wird die betroffene Vene innerlich verödet, unter Schutz des umgebenden Gewebes mit kühlender Flüssigkeit.
Entfernung (Exhairese) von Seitenästen: oberflächlich verlaufende, stark geschlängelte Venen werden über kleinste Stiche lokal entfernt.
- Schaum-Verödungsbehandlungen (Schaum-Sklerotherapie)
Bei der (meist auch kosmetischen) Behandlung von kleinsten, oberflächlichen Venen oder Besenreisern erfolgt die Applikation von flüssigem Verödungsmittel über eine winzige Nadel.
Individualisierte Therapie bei Rezidiv-Varikose: bei bereits zuvor operierten/behandelten Krampfadern (Rezidiv-Varikose) führt häufig eine Kombination verschiedener Verfahren zum Behandlungsziel.
- Lokale Wundbehandlung
In der Regel reicht die alleinige Durchblutungsverbesserung unter Anwendung der genannten Methoden nicht aus, um chronische Wunden komplett zur Abheilung zu bringen. Zusätzliche Massnahmen wie chirurgische Wundsäuberungen im Operationssaal sind nötig, um das bereits abgestorbene, meist bakteriell infizierte Gewebe zu entfernen.
In einigen Fällen müssen zusätzlich zur kompletten Abheilung der Wundflächen Hautverpflanzungen (Hauttransplantation) vorgenommen werden. Das bedeutet in der Regel für den Patienten einen stationären Aufenthalt von mindestens 8–10 Tagen.
- Konservative Therapie: Entstauung und manuelle Drainage
In Einzelfällen ist die Ursache der vorliegenden Wunden in einer chronischen Gewebestauung und Schwellung begründet. Sind die gefässbedingten Ursachen bereits im Vorfeld behandelt worden (z.B. PTA/Krampfaderstripping), kann eine manuelle Entstauungstherapie unter stationären Bedingungen nötig werden, um eine Verbesserung der Wundverhältnisse zu erreichen. Insbesondere dann, wenn es zu einer lokalen Entzündung der Wunde gekommen ist, die eine zusätzliche Antibiotikatherapie nötig macht.
Je nach Ursache der Wunden kann von der angepassten Lagerung der betroffenen Extremität bis hin zur Wickelung mit Spezialverbänden eine Optimierung der Wundverhältnisse und eine notwendige Behandlung der Infektion erreicht werden. Eine stationäre Therapie ist meist für mehrere Tage notwendig.